Ein MS-Schub kann unter Umständen zu Fatigue, Schmerzen und Depression führen. Vielleicht ist deine Mobilität eingeschränkt, vielleicht hast du Kopfschmerzen oder deine Blase drückt unentwegt. Eine Runde Sport? Wahrscheinlich das Letzte, was dir jetzt in den Sinn käme. Am liebsten würdest du dich zu Hause verkriechen.

Solche Gedanken sind völlig normal. Aktuellen Studien zufolge bewegen sich MS-Patienten wesentlich weniger als Menschen ohne MS. Je schwerer die MS, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Patient körperlich betätigt.

Aber das ist kein Grund, es nicht zumindest zu versuchen. Auch wenn es dir manchmal unvorstellbar erscheint: Körperliche Aktivität ist vielleicht genau das, was dir weiterhelfen kann – vielleicht sogar während eines Schubs.

Was genau heißt „körperliche Aktivität“?

Unter körperlicher Aktivität verstehen wir jede Form von Bewegung, die Energie und Muskelkraft erfordert. Ein Spaziergang um den Block ist eine körperliche Aktivität. Ein Tennis-Match ebenfalls. Eine Runde Yoga am Morgen auch. Selbst Kochen, Haus- und Gartenarbeit gelten als körperliche Aktivitäten.

Es gibt keine bestimmten Vorgaben, wie und wie intensiv sich MS-Patienten bewegen sollen. Wie die Krankheit in Erscheinung tritt, unterscheidet sich von Patient zu Patient – und so auch, was geht und was nicht. Es liegt also in deiner Hand, welche Art von Bewegung für dich am besten ist. Auf jeden Fall sollte es dir Spaß machen!

Sprich mit deinem Arzt und deinem Physiotherapeuten darüber, welche Art von körperlicher Betätigung bei deinen Symptomen gut geeignet ist.

Was habe ich davon?

  • Die Mobilität verbessert sich.

Durch körperliche Aktivität stärkst du deine Muskulatur, du verbesserst deine Beweglichkeit und Koordination und du steigerst deine Ausdauer.

Mit der Zeit können sich z. B. Spastiken zurückbilden. Außerdem können sich dein Gleichgewichtssinn und deine Körperhaltung verbessern. Solche Effekte werden besonders bei Aktivitäten erzielt, bei denen deine Muskulatur dein eigenes Gewicht tragen muss, z. B. beim Walken, Joggen, Tanzen oder Tennis.

  • Bewegung macht glücklich.

MS-Symptome treten oft unerwartet auf, verursachen manchmal erhebliche Beschwerden und stellen dein Leben im Prinzip immer auf den Kopf. Das kann auch deiner Psyche ganz schön zusetzen. Bei vielen MS-Patienten kommt es in der Folge zu Stress, Angst oder Depressionen.

Studien haben gezeigt, dass Bewegung bei Depressionen genauso wirksam sein kann wie Medikamente. Bei körperlicher Aktivität werden Endorphine („Glückshormone“) freigesetzt, die ein natürliches Hochgefühl verleihen. Bei körperlicher Aktivität kann auch aufgestauter Stress abgebaut werden.

Bewegung kann dir auch dabei helfen, die Kontrolle über deinen Körper zu behalten und deine Unabhängigkeit zu fördern.

  • Bewegung trainiert das Gehirn.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass bei körperlicher Aktivität im Gehirn so genannte Wachstumsfaktoren ausgeschüttet werden. Wachstumsfaktoren fördern das Wachstum und die Verknüpfung von Nervenzellen. In der Folge wird die Gehirnfunktion verbessert; gleichzeitig kann der MS-bedingte Abbau kognitiver Fähigkeiten verlangsamt werden.

  • Bewegung lindert zahlreiche MS-Symptome.

Mit oder ohne MS: Bewegung tut jedem gut. Bei MS-Patienten kommt noch hinzu, dass Bewegung einige häufige Symptome lindern kann, z. B. kann sich die Kontrolle über Blase und Darm verbessern, die Lungenkapazität kann vergrößern und der Schlaf kann gesünder werden.

Die Wirkung zeigt sich nicht von heute auf morgen. Habe Geduld und übertreibe es nicht. Dein Ziel sollte eine regelmäßige, moderate körperliche Betätigung sein. Wenn du noch Stunden später erschöpft bist, solltest du Intensität oder Dauer der Betätigung reduzieren.

Bislang konnte nicht nachgewiesen werden, dass körperliche Aktivität das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt. Bewegung sollte daher kein Ersatz für eine Behandlung sein.

Olivia Miossec
Master of Science

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