Wann MS-Symptome auftreten, kann man kaum beeinflussen. Eine gesunde Ernährung kann sich allerdings positiv auf das körperliche und seelische Wohlbefinden auswirken.

Hat die Ernährung Auswirkungen auf die MS?

Durch die Entscheidung was und wie viel man isst, kann man aktiv für eine ausgewogene Ernährung sorgen. Als Faustregel empfehlen MS-Experten eine fettarme und ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Die Experten sind sich einig darüber, dass eine gesunde Ernährung Zweiterkrankungen wie Adipositas (starkes Übergewicht), Herzerkrankungen und Schlaganfällen vorbeugen kann.

Eine unausgewogene Ernährung kann sich unter Umständen ungünstig auf das Krankheitsbild der MS auswirken. Durch Übergewicht können z. B. Gangstörungen stärker werden. Eine insgesamt nährstoffarme Ernährung kann auch MS-Symptome wie Fatigue, Muskelschwäche und Darmprobleme verstärken. Außerdem können bestimmte Ernährungsgewohnheiten, wie ein zu hoher Salzkonsum, entzündungsfördernd sein.

Ob die Ernährung den Verlauf der MS beeinflussen kann, ist noch nicht vollständig geklärt. Die ideale „MS-Diät“ gibt es bislang nicht. Wissenschaftler beschäftigen sich derzeit damit, wie sich bestimmte Ernährungsformen auf die MS auswirken. Studien zugunsten besonderer Ernährungsformen weisen jedoch Konzeptionsmängel auf und sind nicht aussagekräftig.

Spezielle Ernährungsformen und Diäten

Trotz mangelnder wissenschaftlicher Belege wird für die günstigen Wirkungen verschiedener Ernährungsformen auf die MS geworben. Diese Ernährungsformen schließen häufig bestimmte Nahrungsmittel aus.

  • Swank-Diät
    Bei der Swank-Diät werden nur geringe Mengen an gesättigten und ungesättigten Fettsäuren verzehrt. „Erlaubte“ Nahrungsmittel sind Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, weißfleischiger Fisch, Schalentiere, Geflügel (ohne Haut) und in geringem Maße Milchprodukte. Auf rotes Fleisch wird verzichtet. Mögliche Folge: Eine unzureichende Aufnahme von Vitamin C, Vitamin E und Folsäure.

  • „Best Bet“-Diät
    Die „Best Bet“-Diät empfiehlt, auf bestimmte – mutmaßlich entzündungsfördernde – Nahrungsmittel zu verzichten. Zu diesen Nahrungsmitteln zählen Milchprodukte, Gluten, raffinierter Zucker und Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen. Darüber hinaus werden große Mengen an Nahrungsergänzungsmitteln empfohlen, die sehr teuer werden können und nicht für jeden geeignet sind.

  • „Overcoming MS“-Diät
    Die „Overcoming MS“-Diät setzt auf vegetarische Vollwertkost, ergänzt durch Fisch und Meeresfrüchte. Gesättigte Fettsäuren sind nicht erlaubt. Stattdessen werden Omega-3-Fettsäuren, z. B. aus Leinöl und Fischöl, empfohlen. Auf Milchprodukte und rotes Fleisch wird verzichtet. Mögliche Folge: Eine unzureichende Aufnahme von Kalzium und Eisen.

  • Paläodiät (Steinzeitdiät)
    Hinter der Paläodiät steckt die Idee, sich wie die Steinzeitmenschen von unverarbeiteten Nahrungsmitteln zu ernähren, nämlich von Obst, Wurzelgemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und pflanzlichen Ballaststoffen. Die Paläodiät zielt auf eine eiweißreiche, aber kohlenhydratarme Ernährung ab. Mögliche Folge: Eine unzureichende Aufnahme von Folsäure, Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B6 und Vitamin D.

  • Mittelmeer-Diät
    Bei der Mittelmeer-Diät stehen vor allem Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Olivenöl und Fisch auf dem Speiseplan. Auf rotes Fleisch, Geflügel, Milchprodukte und gesättigte Fettsäuren (z. B. Butter) wird verzichtet. In der Regel werden keine Mangelerscheinungen beobachtet.

  • McDougall-Diät
    Die McDougall-Diät ist eine fettarme, kohlenhydratreiche und vegane Ernährungsweise, bei der ein moderater Salzkonsum erlaubt ist. Es werden keine Öle oder tierischen Produkte verzehrt. Mögliche Folge: Eine unzureichende Aufnahme von Eisen, Vitamin B12, Vitamin D, Kalzium und Omega-3-Fettsäuren.

  • Glutenfreie Ernährung
    Bei der glutenfreien Ernährung wird auf Produkte aus glutenhaltigem Getreide verzichtet. Weiterführende Informationen findest du im Artikel „Ist eine glutenfreie Ernährung bei MS sinnvoll?“

Vitamin-D-Substitution

Studien belegen, dass Menschen mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel seltener an MS erkranken. Zudem wird ein Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel und einer erhöhten Krankheitsaktivität vermutet. Für den Nutzen einer Vitamin-D-Substitution bei MS fehlt allerdings bislang der wissenschaftliche Nachweis. Es sollte auf jeden Fall ein Arzt zu Rate gezogen werden, wenn man überlegt, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen.

Oft muss man mehrere Ernährungsformen ausprobieren, bis man die richtige für sich gefunden hat. Bevor man seine Ernährung umstellt, sollte man sich von seinem Arzt oder Ernährungsberater beraten lassen. So kann sichergestellt werden, dass die Ernährung alle erforderlichen Nährstoffe enthält. Die oben aufgeführten Ernährungsformen sind unzureichend wissenschaftlich untersucht und können daher eine medizinisch erprobte MS-Therapie nicht ersetzen.

Mary Gasparinni
Bachelor of Science

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